Bleistiftzeichnungen2002
..Die Zeichnungen selbst sind, neben ihrer übereinandergeschichteten, schwerelos erscheinenden Anordnung von fixierten Bewegungsspuren, Collagen verschiedener Techniken. Trotz der ständischen methodischen Kontrolle tritt das Interesse der Künstlerin am Prozesshaften sowohl bei den far ... more
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..Die Zeichnungen selbst sind, neben ihrer übereinandergeschichteten, schwerelos erscheinenden Anordnung von fixierten Bewegungsspuren, Collagen verschiedener Techniken. Trotz der ständischen methodischen Kontrolle tritt das Interesse der Künstlerin am Prozesshaften sowohl bei den farbigen als auch bei den schwarzweissen Zeichnungen deutlich hervor. So wechseln im Bild konstruiert erscheinende, da mit Schablonen sorgfältig gezeichnete Flächen, streng geometrische Formen und gerichtete, als Abläufe zu verstehende Bewegungen mit frei improvisierten, impulsiv entwickelten Partien aus freihändig gezogenen Linien: "Es sind gleichzeitig kontrollierte und völlig unkontrollierte Momente, es gibt verwirrende Perspektiven und eingeschobene Wucherungen." Die Zeichnungen leben letztendlich von diesem Neben- und Durcheinander der Linien, ihren Überlagerungen und Verdoppelungen sowie dem Rhythmus der parallelen Bildverschiebungen. Die Stifte werden dabei zuweilen in den verschiedenen Zeichenschichten gleichzeitig und parallel über den Malgrund geführt und knüpfen in dieser Gestik des Automatismus, die ein unbewusstes Aufzeichnen mit spontaner Aktion verknüpft, unmittelbar an die surrealistische „écriture automatique„ an. Erzeugt werden harmonische, flirrend-leuchtende, unscharfe und verschattete Farbverbindungen. Wellige Linien wechseln mit Geraden und Winkeln, örtlichen Farbverdichtungen und feinen Liniengespinsten, die Büschel in knalligen Farben bilden - eine gestaltlose, amorphe und gegenstandslose Welt, die jedoch zuweilen konkrete, abbildende Gestalt anzunehmen scheint. Bestimmte Formen werden herausgebildet, etwa wenn Linienfolgen in der Phantasie zur Illusion von sich bewegenden Unterwasserlandschaften werden oder an andere vegetabile Silhouetten erinnern, ohne in der Eindeutigkeit zu münden. Eine permanente Reflexivität kennzeichnet die Zeichnungen, denn Mittel und Materialen sind zugleich Gegenstand der Darstellung selbst.
Von Farbe zu Schwarzweiss In ihren neuen schwarzweissen Zeichnungen ist der Zeichengrund vollständig mit Bleistiftlinien abgedeckt und wird zum Hintergrund für eine weitere Ebene von Mustern und Markierungen. "Die Gestalten im Vordergrund wirken durch den siebenfachen Strich wie elektrisiert und angestachelt - sie flirren und bewegen sich, sind schwer greifbar und transparent. Sie wirken leicht und auch etwas unheimlich." Verschwimmende und nebelartige Partien verunklären die Perspektive, erzeugen eine Spannung der wechselnden Form- und Bezugsverhältnisse und eröffnen andere Wahrnehmungen. Diese neue Schwarzweiss-Ästhetik im Werk Anna Amadios erscheint wie ein Prozess der Versachlichung, Formen treten deutlicher hervor, Kontraste verstärken sich..
Text Ulrike Groos
Ibo |2002 |Bleistift auf Papier |150 x 298 cm [H W D]
Benzanozano |2002 |Bleistift auf Papier |150 x 298 cm [H W D]
Banankoro |2002 |Bleistift auf Papier |150 x 295 cm [H W D]
Nakua |2002 |Bleistift auf Papier |150 x 295 cm [H W D]
Witoto |2002 |Bleistift auf Papier |150 x 295 cm [H W D]