Punkte2012
..das intuitive Bedürfnis nach einem Punkt, einem genau bestimmbaren Zeitraum. Sie strebte nach einer Beschränkung des Zufalls, der Kontingenz. Somit drängte sich ihr die Arbeit mit der Form des Punktes auf. Der Punkt ist als Form das abgeschlossenste und lesbarste Ze ... mehr
Bildergalerie +Punkte2012
..das intuitive Bedürfnis nach einem Punkt, einem genau bestimmbaren Zeitraum. Sie strebte nach einer Beschränkung des Zufalls, der Kontingenz. Somit drängte sich ihr die Arbeit mit der Form des Punktes auf. Der Punkt ist als Form das abgeschlossenste und lesbarste Zeichen – die verständlichste Behauptung und Setzung überhaupt. Der Punkt steht am Schluss eines Satzes. Er kann aber auch inhaltlich am Anfang einer Diskussion stehen und bestimmt eine Argumentation. Punkte werden gegeben, verteilt, abgestrichen und vorgehalten. Sie besitzen durchaus Abstufungen: Punkte können als schwach oder stark gelten.
Ein Punkt kann sachlich oder emotional vorgebracht werden. Er drückt etwas aus, ab oder weg. Der Punkt ist mächtig, aber er ist auch manipulierbar oder kann als minder wichtig eingestuft werden. Der Punkt hat seinen Wert. Je mehr und grösser der Punkt geformt wird, desto mehr verliert er sich in der Fläche und ist als Ausgangspunkt nicht mehr lesbar: Er hängt durch, wölbt und drängt sich um den Träger, schlappt runter und vermischt sich mit anderen kleingebliebenen Punkten oder gross gewordenen Flächen. Diese verlorenen Punkte, die Flächen, die die vorausgehende Punktform eingebüsst haben, gewinnen im Gegenzug an Farbpräsenz, Strahlkraft und Formbarkeit. Sie sind anpassungsfähig, geschmeidig, weich, kontaktfreudig und kommunikativ. Ohne ihren Ursprung zu verleugnen haben sie ihren Auftrag zu Punkten zurückgestuft.
Die freistehenden, allein erkennbaren, oder angesammelten kleinen, mittleren oder grossen Punkte üben in den skulpturalen Arbeiten von Anna Amadio einen Druck auf den Farbträger aus. Das Gewicht der jeweils runden Kleckse drückt die Äste zu Boden; sie werden für sie zu einer Last. In der Ausarbeitung sowohl der Punkt-Arbeiten als auch der Stillleben sind Fragen der Gravitation und räumlichen Orientierung massgebend. Bei den Stillleben trug Anna Amadio das Motiv horizontal auf und stellte die Bilder vertikal auf. Bei den neuen Skulpturen brachte die Künstlerin die Punkte jeweils beidseitig der liegenden Äste horizontal an. Die Gravitationskraft bestimmt die Form mit. Die künstlerische Produktion unterliegt somit nicht lediglich den Eingriffen von Anna Amadio, sondern wird auch physikalischen Prozessen bewusst übergeben..
Text Etienne Lullin
Stehender Ast, violett |2012 |Leim, Acryl, Holz |126 x 53 x 43 cm [H B T]
Stehender Ast, violett, Detail |2012 |Leim, Acryl, Holz
Stehender Ast, violett, Detail |2012 |Leim, Acryl, Holz
Stehender Ast, orange |2012 |Leim, Acryl, Holz |135 x 110 x 62 cm [H B T]
Stehender Ast, orange, Detail |2012 |Leim, Acryl, Holz
Stehender Ast, orange, Detail |2012 |Leim, Acryl, Holz
Stehender Ast, türkis |2012 |Leim, Acryl, Holz |118 x 79 x 56 cm [H B T]
Grosser Ast |2012 |Leim, Acryl, Holz |52 x 258 x 195 cm [H B T]
Mittlerer Ast, schwarz |2012 |Leim, Acryl, Holz |24 x 189 x 132 cm [H B T]
Mittlerer Ast, violett |2012 |Leim, Acryl, Holz |32 x 167 x 76 cm [H B T]
For Winners! |2012 |Leim, Acryl, Goldpigmente, Holz |14 x 23 x 39 Sockel, verspiegelt 85 x 48 x 30 cm [H B T]
For Winners! |2012 |Leim, Acryl, Goldpigmente, Holz |14 x 23 x 39 Sockel, verspiegelt 85 x 48 x 30 cm [H B T]
Die glückliche Hand |2012 |Leim, Acryl, Holz |12 x 41 x 32 cm [H B T]
Kleiner Ast, violett |2012 |Leim, Acryl, Holz |27 x 53 x 40 cm [H B T]
Kleiner Ast, hellgrün |2012 |Leim, Acryl, Holz |23 x 46 x 56 cm [H B T]
Kleiner Ast, dunkelgrün |2012 |Leim, Acryl, Holz |33 x 45 x 33 cm [H B T]