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"Von Lebak bis Sesann"2010

Michael Wiesehöfer, Köln
29. Mai bis 31. Juli 2010

Man will es ihr nicht glauben: Sie habe noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt, Malerei sei nicht ihre Sache. Dabei ruft die Bildlektüre alle Elemente auf, die spontan als genuin malerisch zu beschreiben sind. Sprühende Farbigkeit, fließende Konturen, eine Opulenz, die ihren Gegens ... mehr

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"Von Lebak bis Sesann"2010

Michael Wiesehöfer, Köln
29. Mai bis 31. Juli 2010

Man will es ihr nicht glauben: Sie habe noch nie einen Pinsel in der Hand gehabt, Malerei sei nicht ihre Sache. Dabei ruft die Bildlektüre alle Elemente auf, die spontan als genuin malerisch zu beschreiben sind. Sprühende Farbigkeit, fließende Konturen, eine Opulenz, die ihren Gegenstand geradezu feiert im salonfähigen Großformat. Schließlich die Wahl des Stilllebens, das wie keine andere Gattung in der modernen Malerei mit der ruhigen Gegenwart der Dinge das Sehen, die Schau, zum Thema macht.

 

Erst auf den zweiten Blick wird ersichtlich, dass wir es angesichts dieser üppigen Kreationen nur indirekt mit Malerei und umso mehr mit einer selbstreflexiven künstlerischen Haltung zu tun haben: Kühn stellt sich Anna Amadio der Potenz der Tradition, eignet sich mit Cézanne, Morandi oder Macke unangefochtene Meisterwerke an, um sie in einer eigendynamischen Geste gleichzeitig zu konservieren und zu verwandeln. Amadio achtet ihre Vorbilder, nimmt bei der Umsetzung mit Leim und Acryl Aufbau und Farbwerte ernst. Es ist der ebenso ironische wie ohnmächtige Versuch der Konservierung, der die kompositorische und farbliche Stabilität unterläuft: Eingeschweißt in eine transparente Folie, fließt die Farbschicht nach unten, lässt Vasen, Blumen, Teller und Früchte unkontrolliert ineinander übergehen. Luftdicht droht das Bild zu ersticken – und blüht auf. Das sind „natures mortes“, gepaart mit einer „écriture automatique“. Dem Lauf der Dinge ausgesetzt, erwacht Malerei aus ihrem statischen Zustand, verlangt ungestüm neue Aufmerksamkeit.


Anna Amadio arbeitet mit einem Regelwerk, in dem die Eigenschaften des gewählten Materials die 
Erscheinung ihrer Kunst maßgeblich mitbestimmt. Der Zufall darf sich einmischen, er soll sich auflehnen, mehr noch: soll aufbegehren gegen die dogmatische Behauptung des ein für allemal gültigen
Bildes oder Körpers.

 

Stark erhitzt, zieht sich in dem Wächter die dünne Kunststofffolie zusammen, wird formbar und folgt doch einer eigengesetzlichen, fast muskulär anmutenden Bewegung. Eingefärbter Leim fließt in eine Trägerfläche aus, sucht dünn Kontakt zum Grund, karikiert den Sockel. Eine Persi-
flage auf die Skulptur? – Gewiss. Und eine Liebeserklärung an die Kunst, ein „Capriccio“, das spielerisch ihre Gattungen unter Druck setzt.


Text: Isabel Zürcher

 

Fotografien Galerie Michael Wiesehöfer, Köln

"Von Lebak bis Sesann" |2010

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